FSME (Früh-Sommer-Meningo-Enzephalitis)
FSME ist eine von Viren verursachte schwere Erkrankung, die zur Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute und des Rückenmarks führt. Zecken, die mit FSME infiziert sind, übertragen es durch einen Stich (nicht Biss) auf den Menschen. Zecken finden sich im Freien vorzugsweise an Waldrändern, in Gärten, an Lichtungen, in Parks oder an Bächen. FSME wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen.
In der Steiermark gibt es viele Endemiegebiete, also Gebiete mit besonders vielen FSME-infizierten Zecken. Zu den Endemiegebieten in Österreich zählen auch Südkärnten und ein Nord-Südgürtel von der nördlichen Grenze Niederösterreichs bis zur südlichen Grenze des Burgenlands mit Ungarn. In Europa sind diesbezüglich Ungarn, Slowenien, Kroatien, Bulgarien, Russland, die baltischen Staaten und die östliche Küste von Schweden zu nennen. In all diesen Gebieten ist eine Schutzimpfung dringend angeraten, damit ein Aufenthalt in freier Natur gefahrlos ist.
Über FSME kursieren viele Gerüchte, von denen die hartnäckigsten hier aufgeklärt werden sollen:
Es stimmt nicht, dass kleine Stichreaktionen (Rötungen) ungefährlich sind! Wie groß die Stichreaktion ausfällt, sagt nichts darüber aus, wie groß die übertragene Viren-Menge ist. Sticht eine Zecke Mensch oder Tier, dann bringt sie zusammen mit ihrem Speichel ein schmerzstillendes Mittel ein − der Stich ist also nicht zu spüren. Gleichzeitig mit dem Saugakt bringt sie einen Stoff ein, der die Blutgerinnung verhindert und ihr erlaubt, möglichst lange zu saugen. Diese beiden Stoffe und auch der Erreger werden mit jedem Stich neu eingebracht. Schon beim ersten Saugakt gelangen somit die Viren über den Stichkanal in das Blut des Betroffenen – unabhängig davon, ob der Fleck nachfolgend anschwillt.
Ein weiterer Irrtum ist, dass Kleinkinder einen natürlichen Schutz gegen FSME haben. Das stimmt nicht! Aber FSME verläuft bei Kleinkindern manchmal milder als bei Erwachsenen – eine Garantie dafür gibt es aber nicht! Es ist auch falsch, dass man nach vielen Zeckenstichen automatisch immun ist („Stille Feiung").
Von Bedeutung sind Größe und Art des Flecks nur für die Diagnose einer anderen Erkrankung im Zusammenhang mit Zeckenstichen: der Borreliose. Dagegen schützt die FSME-Impfung leider nicht.
Richtig ist: Je größer die Zecke selbst durch das Blutsaugen geworden ist, desto mehr Speichel und damit Viren hat sie eingebracht, falls sie infiziert ist. Und: Es ist erwiesen, dass eine Zecke, einmal infiziert, dies zeitlebens bleibt. Das gilt auch für alle ihre Nachkommen. Das erste Stadium – die sogenannten Larven – und das zweite Stadium – die sogenannten Nymphen – bekommen das FSME-Virus sozusagen in die Wiege gelegt. Ihre Stiche werden oft nicht bemerkt und sie saugen auch nicht so lange. Dennoch kann durch zahlreiche Stiche von infizierten Larven und Nymphen eine gleich hohe Infektionsdosis entstehen wie beim Stich einer erwachsenen Zecke!
Die Impfung gegen FSME ist gerade in der Steiermark dringend zu empfehlen, allerdings ist sie nicht Teil des Gratisimpfprogramms. Sie wird aber Jahr für Jahr preisgestützt und damit deutlich vergünstigt angeboten.
Siehe auch: Krank durch Zeckenstich, FSME in Europa
FSME im Detail
Erreger: FSME-Virus (Gruppe der Flaviviren, zu der auch das Gelbfieber-, das japanische Enzephalitis- und das Dengue-Fieber-Virus gehört).
Erregervorkommen: Das Erregerreservoir sind Säugetiere, bevorzugte Wirtstiere sind Rinder, Mäuse, Igel, Rabe und andere Vögel. In seltenen Fällen auch nichtpasteurisierte Milchprodukte.
Verbreitung: siehe oben
Inkubationszeit: 1 bis 3 Wochen
Infektionsquellen und Übertragung: Zecken über deren Speichel beim Zeckenstich ins Blut. Zecken finden sich im Freien vorzugsweise an Waldrändern, in Gärten, an Lichtungen, in Parks oder an Bächen. FSME wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen.
Krankheitsbild: Beginn mit mäßigem Fieber, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Brechreiz. Nach einem fieberfreien Intervall von 1–2 Wochen kommt es bei ca. der Hälfte der Erkrankten zu den typischen Symptomen einer Hirnhautentzündung mit heftigen Kopfschmerzen, Lichtscheu, Erbrechen und in schweren Fällen auch einer Entzündung des Gehirns und Rückenmarks mit Lähmungen, Bewusstseinstrübungen und bei 1 bis 2 Prozent sogar bis zum Tod. Bei Kindern sind schwere Verläufe und bleibende Schäden sehr selten; Kopfschmerzen, Störungen der Merkfähigkeit und Konzentrationsschwäche halten aber oft über Wochen und Monate an.
Vorbeugung (Prophylaxe): Schutzimpfung mit Ganzvirus-Totimpfstoff
Quellen: www.reisemed.at, Österreichischer Impfplan, DGPI Handbuch Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Thieme Verlag 2013
(Ergänzt und überarbeitet von Prof. Dr. Diether Spork und Dr. Andreas Trobisch)